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Theater Workshop

Wenn ich Theater höre, habe ich sofort ein Bild im Kopf: Romeo und Julia! Ein schnulziges, ausgelaugtes Motiv mit klarer Botschaft, immer den gleichen feminin-jugendlichen Schauspielern und surealen Kulissen. Doch was es mit dem Theaterspielen auf sich hat, wie ich selbst ein Theaterstück erarbeitet oder welche Möglichkeiten mir ohne tolles Licht, Kulissen oder Monate langes Üben zu Verfügung stehen konnte ich anfangs oft nicht abschätzen.

Beim Theaterspielen geht es darum, durch Sprache, Bewegung und Kulissen ein Gefühl oder eine Geschichte an den Zuschauer zu vermitteln. Je genauer davor überlegt wurde, was überhaupt vermittelt werden möchte, umso einfacher fällt es später ein Theaterstück auf die Beine zu stellen, dass auch wirklich Inhalte vermittelt.

Ich kann aus Erfahrung sagen: Es ist durchaus möglich, ein gutes Theaterstück an einem Tag zu schreiben und es auch mit einer unbekannten Gruppe an Teilnehmern einzustudieren! Der Erfolg des Abends hängt oft nicht von der Vorbereitung oder der Kreativität der Gruppe ab. Nein, viel wichtiger ist es, bestimmte Abläufe einzuhalten und sich seine Zeit gut einzuteilen. So macht es keinen Sinn, sich den ganzen Tag tolle Dinge zu überlegen wenn ich dann keine Zeit mehr habe sie zu üben. Andererseits ist die Ausarbeitung der Idee natürlich unwahrscheinlich wichtig.

So offensichtlich wie das auch klingen mag ist die Schwierigkeit nicht, ein 10 minütiges Stück zu schreiben, sondern es so zu schreiben, dass der Zuschauer beim betrachten die Zusammenhänge erkennt. Da wir uns als Theatergruppe den ganzen Tag Gedanken über das Thema macht sind für uns, die Gruppe, die Ideen logisch und haben einen Zusammenhang, für den Betrachter der nur einen Ausschnitt am Abend zu sehen bekommt kann es aber schwer fallen, dem Geschehen zu folgen. Also ist die Aufgabe „Wie schreiben wir ein Anspruchsvolles aber verständliches Theaterstück?“ Hier ein paar Punkte die mir immer geholfen haben, diese Aufgabe zu bewältigen:

1. Aufwärmen in der Gruppe und das gegenseitige Kennenlernen ist sehr wichtig um Berührungsängste abzubauen und herauszufinden wer welche Rolle gut spielen kann. 2. Es ist wichtig zu wissen was das Thema des Abends ist, solltet ihr während dem Impuls noch unsicher sein, auf jeden Fall denjenigen der ihn gehalten hat noch einmal fragen oder in die Arbeitshilfe schauen  3. Es kann schwierig sein, zwischen den Ideen auszusuchen die einem gefallen. Hier ist es immer gut zu wissen, dass witzige Ideen oft leichter umzusetzen sind, die Qualität aber oft unter zu viel „Slap-Humor“ leidet. Ernste Theaterstück haben großes Potential, also traut euch ruhig mal ran! 4. Lasst euch nicht durch die Zeit unter Druck setzen. Es ist wichtig die Gruppe aufzuwärmen und an der Idee zu feilen, lasst das nicht zu kurz kommen. 5. Die Kernteamler sind die Ersten, die das Stück sehen und es begreifen müssen. Verwerft ihre Ideen nicht als: „sie sind zu unkreativ“. Das Ziel ist ein Abend mit verständlichen Beiträgen. 6. Die Bühnenproben sind für euch da um zu sehen ob es noch Probleme gibt, Inhaltlich und beim Vorführen. Habt keine Angst nach der Bühnenprobe noch einmal Teile des Stücks umzuschreiben solange das Kernteam davon weiß. 7. Auswendig lernen ist normalerweise nie das Problem da es wenig Text gibt den man 1 zu 1 auswendig lernen muss. Achtet schon in der Probe darauf schwierige Textstellen mit leichten zu ersetzen und wenige Textstellen zum reinen auswendig lernen zu haben. 8. Macht euch vor dem Abend selber keinen zu großen Stress, meist klappt das gelernte auf der Bühne besser als bei der Probe. Versucht auch, dass der Gruppe klar zu machen. Stress hilft nicht beim lernen oder übern sondern blockiert nur Ressourcen die anders besser genutzt werden können. Macht euch das bewusst wenn was nicht klappt! 9. Und zuletzt: Habt keine Angst, Sachen auszuprobieren. Man merkt schnell, wenn bestimmte Ideen nicht funktionieren. Solange man das erkennt, ist das ändern nie zu spät.

Hier ist die Stell wo ich noch was über die Gruppengröße sagen muss. Jeder hat bestimmt Arbeitsweisen und auch schon Ideen für den Abend. Steht euch aber nicht selbst im Weg. Es kann ein super Experiment sein mehr als 4 Teilnehmer im Workshop zu haben weil vor allem der Theater-Workshop einer ist, wo alle etwas auf der Bühne machen können. Es macht nichts aus wenn die Rollen klein sind. Wenn ihr zu zweit seid ist es noch einfacher, mehr Teilnehmer zu haben weil ihr so die Leute schön in zwei Gruppen einteilen könnt und parallel arbeiten. Was ihr jedoch wissen müsst, ist das die Aufwärmspiele mit größeren Gruppen immer wichtiger und umfangreicher werden. Ich würde euch raten, mindestens 5 Teilnehmer zu nehmen, maximal 7 oder 8 wenn ihr alleine, und 10 wenn ihr zu zweit seid. Es hört sich groß an aber glaubt mir, es geht.

Und wie kann ich den Workshop-Tag aufbauen? Hier könnt ihr sehen, wie ich das normalerweise mache (Ich hab keine genauen Uhrzeiten angegeben weil der Impuls nicht immer zur selben Zeit endet, außerdem sind die Zeitangaben nur Hilfen): 1. 1-2 Stunden: Aufwärmspiele! Ich versteh, dass hört sich nach einer Ewigkeit an! Aber ich weiß aus Erfahrung, dass die Qualität der Beiträge zunimmt, wenn man sich erst als Gruppe kennenlernt. (Ideen zu Aufwärmspielen gibt es haufenweise im Internet) 2. 30 Minuten: Ideen Brainstorming. Das kann auch in kleinen Gruppen (2 oder 3) gemacht werden. So überlegen nicht alle an einer Idee herum, sondern es gibt später verschiedene zur Auswahl. 3. 30 Minuten: Eine Idee aussuchen und sie ausarbeiten. Jetzt ist, wenn es passt, die perfekte Zeit für das Mittagessen weil die Gruppe weiß, in welche Richtung es geht. Ihr braucht aber auch nach dem großen ersten Teil eine Pause zum auftanken! Also macht nach dem Mittagessen eine kleine Pause! Danach:

1. Die restliche Zeit üben, üben, üben bis zur Bühnenprobe. Versucht nicht an einem Problem hängen zu bleiben. Feilen kann man nach der Bühnenprobe noch. 2. Bühnenprobe 3. Jetzt ist Zeit noch einmal über das Stück zu schauen und vor allem das unverständliche Verständlich zu machen! Fragt das Kernteam noch mal um Rückmeldung , dazu sind sie da.

Bis zum Abendessen sollte alles stehen. Die Zeit nach dem Abendessen sollte nur noch genutzt werden um z.B. an den Kulissen zu arbeiten oder wenn es unbedingt sein muss gegenseitig abzufragen. Das allerdings nur wenn es sein muss, macht euch nicht unnötig nervös. 1. Der Abend selber ist nicht zum üben. Setzt euch rein und geniest die anderen Beiträge. Es ist nicht der Sinn, dass ihr von den anderen Beiträgen nichts mitkriegt. Jetzt kann auch nichts mehr verbessert werde. 2. Eure Präsentation ist der vorletzte Schritt. Erwartet nur realistisches und denkt daran, dass ihr alles an einem Tag ohne Vorbereitung gemacht habt. 3. Der letze und wichtigste Schritt, euren Teilnehmern Feedback geben. Sagt nicht nur was gut war sondern fragt sie auch warum manches nicht geklappt hat. Sie führen es vor um dabei Erfahrung zu sammeln. Nutzt die Gelegenheit mit ihnen darüber zu reden.

Und jetzt noch wenn es am Abend nicht klappt: Ihr seid die Dirigenten! Wenn ihr merkt, dass es nicht klappt liegt es an euch einzugreifen und zu helfen oder zu sagen man fängt wieder von vorne an. Ihr könnt aber auch einfach improvisieren, lasst euch etwas einfallen. Überlasst es auf keinen Fall den Teilnehmern es selber in den Griff zu bekommen. Das Beste was ihr machen könnt, ist ihnen das Gefühl zu geben, dass ihr es jetzt in die Hand nehmt und es richtet. Tut genau das! Ein verpatztes Theaterstück am Abend ist zu ertragen, unglückliche Teilnehmer nicht. Zusätzlich möchte ich Betonen, dass eine gut funktionierende, harmonische Gruppe die besten Ergebnisse liefert. Nehmt euch Zeit fürs aufwärmen, für die kennen-lern-Spiele und das Ideensammeln. Dann wird es euch viel einfacher fallen, ein gutes Theaterstück zu schreiben. Und vergesst nicht das Kernteam so lange zu nerven, bis ihr genau wisst was ihr macht wollt! Dafür sind sie da. Viel Kreativität und Spaß, gute Ideen und noch ein bisschen Individualität wünsche ich euch. Dann kann ich nämlich das „Erfolg wünschen“ sein lassen.

Jonas Schäfer

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theater-ws.txt · Zuletzt geändert: 2014/06/24 00:00 (Externe Bearbeitung)